„Willst du wirklich deinen eigenen Bruder auf die Straße setzen?“ – Eine Mutter ist enttäuscht, weil wir seinem arbeitslosen Leben mit schwangerer Partnerin kein Obdach bieten.

**Tagebucheintrag:**

„Willst du deinen eigenen Bruder vor die Tür setzen?“ – Wie meine Mutter sich verletzt fühlte, weil wir meinen erwachsenen, arbeitslosen Bruder und seine schwangere Frau nicht bei uns aufnehmen wollten.

In jeder Familie gibt es Missverständnisse und Verletzungen. Manche sind schnell vergessen, andere hinterlassen tiefe Risse zwischen den engsten Menschen. Meine Familie aus Köln ist da leider keine Ausnahme.

Meine Mutter, Elfriede Schmidt, ist bis heute wütend, weil mein Mann und ich uns weigerten, meinen jüngeren Bruder Finn und seine junge Frau in unserer Wohnung unterzubringen. Einfach so. Ohne Miete, ohne Vertrag, „nur für ein paar Monate, bis sie sich sortiert haben“. Aber das Problem ist: Aus „ein paar Monaten“ werden schnell Jahre, und wir vermieten die Wohnung – die Einnahmen gehen in die Tilgung unseres Kredits. Und ja, die Wohnung gehört nicht meiner Mutter, sondern offiziell meinem Mann, weil er im Gegensatz zu Finn tatsächlich arbeitet, zahlt und plant.

Aber für meine Mutter zählt nur eins: „Familie“, also „müssen wir“.

Mein Vater starb, als ich zwölf war, und Finn kam gerade in die erste Klasse. Wir haben beide den Verlust schwer verkraftet, aber meine Mutter entschied wohl, dass er mehr litt. Schon damals behandelte sie ihn wie ein rohes Ei. Geschirr spülen? Zimmer aufräumen? „Er ist doch noch so klein!“ Ich war älter, also blieb alles an mir hängen.

Ich wuchs schnell. Waschen, kochen, putzen. Als ich studieren wollte, war meine Mutter dagegen. „Die Familie hängt an dir“, „Studium ist Luxus“. Ich jobbte: Vorlesungen am Tag, abends Kellnern. Meine Mutter mochte das nicht, nahm aber das Geld und kritisierte jeden Kauf. Jeden Versuch, auszuziehen, nannte sie „Verrat“.

Dann lernte ich Stefan kennen. Drei Jahre älter, Ingenieur, verlässlich. Nach einem Jahr machte er mir einen Antrag. Wir heirateten und mieteten eine Zweizimmerwohnung. Bei der Familie wohnen? Niemals. Ich fand einen Bürojob, und wir sparten. Sein Gehalt deckte die Fixkosten, meins ging in die Sparbüchse für die Eigentumswohnung.

Dann starb Stefans Vater. Meine Schwiegermutter war am Boden. Ihre Schwester in Spanien lud sie ein – Ruhe am Meer. Sie besaß eine große Wohnung in der Innenstadt. Unser Vorschlag: Wir vermieten sie und überweisen ihr die Miete – für Rente, Leben, Urlaub. Alles transparent.

Drei Jahre vergingen. Meine Schwiegermutter fühlte sich wohl, eine Rückkehr war nicht geplant. Wir zahlten weiter Kredit und sparten. Dann sagte sie: „Ich überschreibe die Wohnung auf Stefan. Ihr habt es verdient. Mit Kindern braucht man Sicherheit.“ Wir waren gerührt.

Und dann kam der Punkt: Finn hatte mittlerweile eine Frau. Linda, 18, im vierten Monat schwanger. Beide lebten bei meiner Mutter – ein Zimmer, ständiger Streit. Meine Mutter mochte Linda nicht, konnte sie aber nicht rauswerfen. Und dann erfuhr sie, dass die Wohnung jetzt Stefan gehörte.

Prompt kam Elfriede Schmidt mit „selbstgebackenem Kuchen“, Torte und strahlendem Lächeln:

„Ihr seid so toll! So vernünftig! Ich dachte mir … Vielleicht könnt ihr Finn und Linda bei euch aufnehmen? Nur für ein paar Monate. Die Wohnung steht doch leer! Bei euch ist doch Platz!“

Ich blieb ruhig. Aber innerlich kochte ich.

„Mama, die Wohnung ist vermietet. Das Geld brauchen wir für den Kredit. Das ist keine Laune, sondern Notwendigkeit. Wir können sie nicht einfach räumen“, erklärte ich.

Meine Mutter brach in Tränen aus:

„Willst du, dass dein Bruder von WG zu WG zieht? Ich habe dich großgezogen, alles für dich getan, und das ist dein Dank! Stefan ist doch vernünftig, der wird das verstehen …“

Stefan schwieg. Ich sprach weiter:

„Mama, du hast Finn immer verwöhnt. Kein Job, keine Ausbildung, keine Verantwortung. Jetzt bekommt er ein Kind und kann nicht mal eine Wohnung mieten. Das ist nicht unsere Schuld. Das ist deine Erziehung. Du hast ihn daran gewöhnt, dass alles serviert wird. Stefan und ich rackern uns ab. Wenn du Mitleid hast – kümmere dich selbst. Wir haben unsere eigene Familie. Und unsere Prioritäten.“

Meine Mutter packte schweigend die Torte ein und ging. Seitdem ruft sie nicht. Auf Nachrichten antwortet sie kühl, Treffen lehnt sie ab.

Und ich frage mich: Was wäre passiert, wenn wir ja gesagt hätten? Die Mieter wären gegangen, dann „nur noch ein paar Monate“, dann „das Kind braucht den Kindergarten“, dann „noch zu früh“, dann „wir fühlen uns hier schon zu Hause“ … Und wir? Schulden und zerstörte Pläne.

Nein. Wir haben richtig gehandelt. Familie bedeutet nicht, Faulheit und Verantwortungslosigkeit zu akzeptieren. Meine Mutter mag sauer sein. Ihr Groll ist ihre Entscheidung. Aber unser Leben geben wir nicht auf.

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