**Tagebucheintrag: „Ich bin kein Dienstmädchen“ – Wie die Flitterwochen die Wahrheit über meinen Mann offenbarten**
Die Hochzeit war prächtig und schön – Katharina strahlte vor Glück, und Nikolaus wich nicht von ihrer Seite. Er hob sie vor dem Standesamt hoch, schwur ewige Liebe, wirbelte mit ihr über die Tanzfläche. Die Eltern der Braut waren zwar nicht begeistert von ihrem Schwiegersohn, widersprachen aber nicht – Nikolaus schien einfach perfekt: höflich, gepflegt, charmant. Blumen für die Schwiegermutter, Kuchen zum Tee, eine unaufdringliche Höflichkeit – er hatte alles, was man sich wünschte.
Doch Helene Meier, Katharinas Mutter, mochte den Schwiegersohn von Anfang an nicht.
„Mama, was gefällt dir denn nicht?“ fragte Katharina damals. „Er ist doch ein Engel! Schau, wie er sich bemüht: hält die Tür auf, reicht die Jacke, hilft mir aus dem Mantel. Einfach perfekt!“
„Kindchen, was du beschreibst, sind gute Manieren, nicht mehr. Aber Manieren sind nicht gleich Charakter. Dahinter kann sich alles verstecken. Kennst du ihn wirklich – ohne diese höfliche Maske?“
„Er ist nur ein Mensch, Mama. Mit Fehlern, klar, aber wer ist schon perfekt?“
Helene seufzte. Ihre Tochter war verliebt, und dagegen argumentierte man nicht.
Nach der Hochzeit fuhren die Frischvermählten in die Flitterwochen. Katharina war außer sich vor Freude:
„Eine ganze Woche nur wir beide! Wie im Märchen!“
Im Hotelzimmer angekommen, sagte Nikolaus höflich:
„Schatz, packst du unsere Sachen aus? Ich geh‘ schnell was zum Essen holen.“
Katharina packte ihren Koffer in Windeseile und öffnete dann seinen. Sekunden später starrte sie mit offenem Mund hinein.
Darin lagen akkurat gefaltet sieben Unterwäsche-Sets, genauso viele Shorts und Socken, fünfzehn T-Shirts, mehrere Hemden, zwei Anzüge und zwei Paar Schuhe. Als wäre er nicht für eine Woche, sondern für Monate in ein Geschäftszentrum gereist. Alles liebevoll von seiner Mutter gepackt.
Katharina lächelte und zuckte mit den Schultern – ohne zu ahnen, dass dies nur der Anfang war.
Am vierten Tag gingen die T-Shirts und Shorts aus. Nicht, weil es zu wenige waren, sondern weil Nikolaus jedes Mal, wenn er etwas auszog, es einfach auf den Boden warf. Er trug nichts zweimal – er nahm einfach das Nächste. Zuerst sagte sie etwas, dann bat sie, dann sammelte sie selbst die Kleidung, Kaugummipapier, Kaffeebecher und Apfelreste vom Boden.
„Nikolaus, wirf bitte die Verpackung in den Müll. Er steht direkt da.“
„Katharina, das ist ein Hotel. Dafür gibt es Putzfrauen“, antwortete er gelangweilt. „Die werden dafür bezahlt. Und zu Hause macht Mama alles. So bin ich groß geworden.“
Wörter wie „Selbstständigkeit“, „erwachsener Mann“ oder „Respekt vor fremder Arbeit“ schienen ihm fremd zu sein. Er stellte Teller dahin, wo er aß – auf die Fensterbank, das Sofa, den Boden. Krümel, Flecken, Essensgeruch störten ihn nicht. Erst sprach sie ruhig, dann nicht mehr.
Zu Hause wurde es schlimmer. Seine Angewohnheit, Kleidung fallen zu lassen und Geschirr stehen zu lassen, trieb Katharina zur Weißglut.
„Nikolaus, wir haben keine Putzfrau. Wenn du etwas wegwirfst, muss ich es aufräumen. Ich bin kein Dienstmädchen.“
„Du bist meine Frau. Das gehört zu deinen Pflichten. Bei uns zu Hause hat Mama sich nie beschwert. Du bist wohl einfach nicht richtig erzogen.“
Katharina schwieg. Am nächsten Tag, während Nikolaus arbeiten war, packte sie seine Sachen, bestellte einen Kurier und schickte alles zur Wohnung seiner Mutter. Dann schloss sie die Wohnung ab – den Zweitschlüssel hatte nur sie.
Abends, als er vor der Tür stand und nicht rein konnte, sagte sie ruhig:
„Deine Sachen sind bei deiner Mutter. Geh zurück zu ihr. Ich brauche einen Ehemann, keinen verzogenen Muttersöhnchen, der denkt, eine Frau sei eine Putzhilfe.“
Zwei Tage später stand Helga Schneider, die Schwiegermutter, vor der Tür.
„Katharina, was fällt dir ein? Mein Sohn rausgeworfen, seine Sachen weggeschickt! Hat er dich etwa geschlagen? Beleidigt? Nur weil er nicht aufräumt? Bist du verrückt geworden?“
„Helga, Ihr Sohn macht nicht nur Unordnung – er verwandelt die Wohnung in einen Saustall. Ich werde nicht in einem Schweinestall leben. Und ich werde nicht seine Ersatzmutter sein, die hinter ihm herputzt.“
„Das ist dieser moderne Feminismus! Du bist seine Frau – dich um Haushalt und Mann zu kümmern, ist deine Pflicht! Das war schon immer so!“
„Dann soll er bei Ihnen wohnen. Sie können ja seine Socken waschen und seine Teller wegräumen. Ich nicht. Ich arbeite – ich habe keine Kraft, seine Haushaltshilfe zu sein.“
„Willst du dich etwa scheiden lassen? Ihr seid doch gerade erst verheiratet!“
„Ja. Ich habe keine Zeit, ihn umzuerziehen – und in dieser Hölle lebe ich nicht.“
Helga knallte die Tür zu. Doch eine Woche später rief sie an – flehte, weinte, beschuldigte. Katharina antwortete nicht. Die Scheidung verlief still und schnell.
Jetzt wohnt Helga wieder mit ihrem Sohn. Sie sammelt seine Kaugummipapiere auf. Und vielleicht begreift sie langsam, dass in einer Welt, wo eine erwachsene Frau keine Magd ist, ihr „Prinz“ niemals ein Mann wurde.
**Lektion gelernt:** Manche Männer suchen keine Partnerin – sie suchen eine zweite Mutter. Und dafür bin ich nicht gemacht.