Die Magie eines gemeinsamen Tisches: Wie eine Katze das Schicksal veränderte

Die Wärme des Familientischs: Wie eine Katze ein Schicksal veränderte

Klara Schmidt seufzte oft und sagte zu ihrer jüngsten Tochter Lena: „Es ist deine Sache, aber dieser Tobias gefällt mir nicht. Überhaupt nicht!“ Lena lachte nur: „Mama, er ist nicht dein Mann, sondern meiner! Ich heirate ihn, und du bist glücklich mit Papa. Aber ihr seid natürlich die Ehrengäste auf unserer Hochzeit!“

Tobias gefiel Klara nicht. Zu schlicht, schmal wie ein Schatten, und reden konnte er auch nicht richtig. „Mein Gott“, jammerte sie, „er wirkt so farblos, hat er überhaupt Gesundheit? Und wie er Lena behandelt, wer weiß? Lena ist klug und schön, und der da… Die Ältere, Sophie, hat sich zwar mit ihrem ersten Mann nicht verstanden, dann mit dem zweiten, aber die waren wenigstens stattlich und erfolgreich! Und jetzt das… Ach.“ Klara konnte sich nicht mit Lenas Wahl abfinden, aber was sollte sie tun – gegen das Herz hat man keine Macht.

An jenem Sommertag bereitete Klara sich auf den Besuch vor. Lena kam mit Tobias, Sophie mit ihrem Mann, Markus. Alles musste perfekt sein, also putzte Klara früh morgens das Haus, bis es blitzte. Auch wenn der Schwiegersohn nicht passte – das Heim sollte makellos sein, kein Staubkorn durfte bleiben! Als sie kontrollierte, stockte ihr der Atem: „Ach du liebe Zeit! Was ist denn das?“

Hinter der Sommerküche entdeckte sie die Nachbarskatze. Dünn, mit misstrauischen Augen, fraß sie gierig aus der Schüssel ihres eigenen Katers, Micki. „Also wirklich!“, empörte sich Klara. „Micki, bist du hier der Herr oder wer? Man klaut dir das Futter, und du schaust zu!“ Sie machte einen Schritt, hielt aber inne. Die Katze wich zurück, ängstlich. Klara seufzte: „Du Arme… So mager, so verängstigt. Man füttert dich wohl nie. Na gut, iss nur, ich gebe Micki was Neues.“

Die Nachbarin, Frau Weber, hatte den Ruf, geizig zu sein. Man munkelte, sie würde selbst im Winter kein Salz borgen, von Katzenfutter ganz zu schweigen. Ihre Kinder schickten ihr alles Nötige, doch die Katze schien stets hungrig. Die Leute mieden Frau Weber – sie nahm gern, was nicht niet- und nagelfest war, und hortete Vorräte. Die Katze versteckte sich, traute niemandem, was den Ruf der Nachbarin nur verschlimmerte.

Am Abend füllte Klara ihrem Hund Balu, der seit fünf Jahren den Hof bewachte, reichlich Futter. Micki, der verwöhnte Kater, bekam die besten Happen. „Oh, das ist zu viel“, dachte sie, „aber egal, die Nachbarskatze kommt bestimmt, dann reicht es für beide.“

Am Wochenende war die Familie versammelt. Lena mit Tobias, Sophie mit Markus – alle saßen lebhaft am Tisch. Klara bemerkte, wie Tobias sich um Lena sorgte: Stuhl zurechtrücken, Glas reichen, fragen, ob es ihr gut gehe. „Tobi, hör schon auf!“, lachte Lena. „Setz dich, es ist genug Platz!“ Sie strahlte stolz, als sie die Fürsorge ihres Mannes vorführte. Tobias fand schnell Anschluss, scherzte mit Markus, erzählte Witze, und Sophie nickte lächelnd. Nur Klara musterte ihn skeptisch: „Am Anfang sind sie alle nett, bis ihr wahres Gesicht kommt…“

Lena war eine Schönheit, schlank, mit funkelnden Augen, während Tobias blass und schmächtig wirkte. „Was für ein Paar?“, dachte Klara. Doch die Gesellschaft war, als hätte man sich schon ewig gekannt: Gelächter, Geschichten. Die Jüngeren wurden schnell unruhig und liefen zwischen Terrasse und Garten hin und her. Klara, vom Trubel erschöpft, ging in die Sommerküche, um Lebkuchen zu holen – die Lieblingskekse ihrer Töchter seit Kindertagen. Doch dann erstarrte sie.

Tobias hockte bei Mickis Schüssel und streichelte die Nachbarskatze. „Keine Angst, Kleines, niemand tut dir was. Iss nur, du bist ja halb verhungert“, flüsterte er. Klara blieb wie angewurzelt stehen. Tobias, selbst wie ein scheuer Kater, lockte Micki: „Komm her, du Muschi. Es ist genug für euch beide.“ Vorsichtig näherte sich Micki, und die beiden Katzen fraßen Seite an Seite. Tobias erhob sich, entdeckte Klara und lächelte verlegen. „Entschuldigung, Frau Schmidt, ich hab mich hier breitgemacht. Kommt die Katze oft zu Ihnen?“

„Ständig“, seufzte Klara. „Zuerst habe ich sie verscheucht, aber dann tat sie mir leid. Ein Zuhause hat sie, aber kein Futter. Micki hat genug, also darf sie mitessen.“ Tobias nickte, sein Blick warm. „Lena und ich haben auch einen Kater aufgelesen, Schneeflöckchen. Am Anfang war er scheu, jetzt schnurrt er auf unseren Knien. Mit ihnen ist es gemütlicher.“ Dann fügte er hinzu: „Soll ich helfen? Die Lebkuchen tragen?“

„Ja, nimm die Schüssel, ich schaffe es nicht allein“, antwortete Klara. Tobias packte die Kekse und strahlte: „Die riechen herrlich! Meine Mutter hat solche gebacken, mehr brauchte man nicht.“ Klara spürte, wie ihr Herz wärmer wurde. Und als sie sah, wie Tobias Lena heimlich ihr Lieblings-Himbeermarmeladebroth zuschob, schmolz ihr Widerstand ganz.

Vor der Abreise drückte Klara Tobias eine Tüte Lebkuchen in die Hand: „Für den Tee zu Hause.“ Sie sah Lenas glücklichen Blick und Tobias’ gerührte Miene. Nachdem alle gegangen waren, saß Klara mit ihrem Mann bei der Sommerküche und beobachtete, wie Micki und die Nachbarskatze sich die Schüssel teilten. Plötzlich fauchte Micki den Konkurrenten an. „Ach, Micki, lass sie doch“, tadelte Klara und stand auf. „Wohin?“, fragte ihr Mann. „Eine zweite Schüssel holen“, antwortete sie. „Die beiden teilen sich nicht.“

So kam eine zweite Schüssel in den Hof. Die Katzen entschieden selbst, wer wo fraß. Und Klara hörte auf, sich über Lenas Wahl zu beklagen. „Wer eine fremde Katze nicht verjagt, wird auch Menschen gut behandeln“, dachte sie. Bald zog die Nachbarskatze ganz zu ihnen, hieß nun Rufus und verstand sich prächtig mit Micki. Im Winter fuhren beide mit in die Stadt. Und wenn Klara Tobias ansah, erinnerte sie sich daran, wie er sich bückte, um die hungrige Katze zu beruhigen, und wusste: Lena war in guten Händen.

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Die Magie eines gemeinsamen Tisches: Wie eine Katze das Schicksal veränderte
Von der Entlassung zur wahren Liebe: Ein unerwartetes Geschenk des Schicksals.