„Die Enttäuschung eines Traumes: Wenn das eigene Kind zum Fremden wird“

„Mein Sohn hat mich verraten. Ich hätte nie gedacht, dass er dazu fähig wäre.“: Ich habe den Kontakt abgebrochen, doch er versucht, wieder eine Verbindung aufzubauen – ich aber weiche ihm aus.

Ich möchte von Anfang an erzählen. Ich habe meinen Sohn, Lukas, allein großgezogen.

Vor vielen Jahren hat mein Mann, Markus, uns verlassen und mir einen Berg Schulden hinterlassen. Es kostete mich übermenschliche Kraft, damit klarzukommen und meinen Sohn aufzuziehen. Zwar zahlte er Unterhalt, doch das Geld reichte kaum für das Nötigste. Jetzt ist Lukas 15, und plötzlich tauchte sein Vater wieder auf.

Markus hatte irgendwie Lukas’ Numher gefunden, rief ihn an und schlug ein Treffen vor.

Wie sich herausstellte, ist mein Ex-Mann nun ein erfolgreicher Geschäftsmann in München. Er lebt im Überfluss: teures Auto, großes Haus, ein Leben in Saus und Braus. Beim ersten Treffen schenkte er Lukas einen nagelneuen High-End-PC – der Traum eines jeden Teenagers. Und nur wenige Wochen später packte mein Sohn, mein Junge, den ich mit so viel Liebe erzogen hatte, seine Sachen und zog zu seinem Vater.

Ich verstehe, warum er es tat. Bei seinem Vater gibt es Geld, Luxus, Möglichkeiten, die ich ihm nie bieten konnte. Ich zahle noch immer meine Wohnung ab, spare an jeder Ecke, um über die Runden zu kommen. Doch ich habe Lukas klug, liebevoll und verantwortungsbewusst erzogen. Er war ein guter Schüler, trieb Sport, war immer höflich. Ich dachte, er wüsste zu schätzen, was ich für ihn getan habe.

Doch er wandte sich so leicht von mir ab, von seiner Mutter, nur wegen neuer Spielereien und eines bequemen Lebens.

Markus engagierte die besten Nachhilfelehrer, damit Lukas auf ein Elitegymnasium kommt. Jede Ferne fliegen sie ins Ausland – mal in die Türkei, mal nach Spanien. Ich hätte mir solche Reisen niemals leisten können. Höchstens einmal im Jahr ging es ans Meer, und selbst das nur in eine günstige Pension.

Lukas hat sich für seinen Vater entschieden. Für dessen Geld, dessen Geschenke, dessen Welt. Er hat mich verraten, und das zerreißt mir das Herz. Ich spreche nicht mehr mit ihm. Er ruft an, schreibt Nachrichten, versucht, den Kontakt wiederherzustellen – doch ich nehme nicht ab und meide ihn. Jeder Anruf von ihm fühlt sich an wie ein Messer in der Brust, eine Erinnerung daran, wie leicht er mich fallen ließ.

Ich kann Markus nicht vergeben. Er hat uns nicht nur vor 15 Jahren im Stich gelassen, sondern mich auch noch in Schulden gestürzt. Und jetzt hat er mir meinen Sohn genommen, mein einziges Kind. Er hat seine Liebe mit teurer Technik und Versprechungen eines besseren Lebens erkauft. Ich fühle mich betrogen, gedemütigt, verlassen.

Ich habe immer versucht, Lukas zu einem guten Menschen zu erziehen. Ihm beizubringen, Familie wertzuschätzen, dankbar zu sein, die zu respektieren, die sich für ihn einsetzen. Doch anscheinend habe ich ein Monster großgezogen, das seine Mutter gegen den Glanz des Reichtums eingetauscht hat.

Meine Freundinnen versuchen mich zu trösten. Sie sagen, das Leben beim Vater würde Lukas guttun: Er habe jetzt Perspektiven, eine gute Ausbildung, Chancen, die ich ihm nicht bieten konnte. Doch ihre Worte klingen hohl. Sie verstehen nicht, wie es sich anfühlt, vom eigenen Kind verraten zu werden. Würden sie nur an meiner Stelle sein! Ich bin sicher, ihr Herz wäre ebenso gebrochen.

Lukas ruft mich fast täglich an. Manchmal schickt er Nachrichten: „Mama, bitte vergib mir, lass uns reden.“ Doch ich kann nicht. Nicht jetzt. Seine Entscheidung ist wie eine Ohrfeige, ein Beweis dafür, dass all meine Liebe, all meine Opfer nichts wert waren. Er wählte einen Vater, der uns damals im Stich ließ, der nicht da war, als ich nächtelang über Rechnungen brütete, um uns beide durchzubringen.

Ich weiß nicht, ob ich ihm jemals vergeben kann. Vielleicht wird der Schmerz mit den Jahren leiser, und ich finde die Kraft, wieder mit ihm zu sprechen. Doch im Moment übersteigt es meine Kräfte. Ich fühle mich leer, als hätte ich nicht nur meinen Sohn, sondern auch einen Teil von mir selbst verloren.

Manchmal stelle ich mir vor, wie er in Markus’ großem Haus sitzt, an seinem neuen PC spielt, sich auf die nächste Reise freut. Und der Schmerz wird noch unerträglicher. Warum denkt er nicht an mich? Warum fragt er sich nicht, wie ich ohne ihn weiterleben soll?

Meine Freundinnen sagen, ich solle den Groll loslassen, Lukas sei noch ein Kind, er wollte mich nicht verletzen. Doch ich kann nicht. Der Verrat des eigenen Sohnes ist nicht einfach nur Schmerz – es ist eine Wunde, die nicht heilt. Ich gab ihm alles, was ich hatte, und er ging, ohne sich auch nur umzudrehen.

Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Jeden Morgen wache ich mit Gedanken an ihn auf, und jeden Tag zerreißen sie meine Seele. Vielleicht bin ich zu streng? Vielleicht sollte ich vergeben? Doch wie soll ich vergessen, dass mein Sohn, mein eigen Fleisch und Blut, sich so leicht von mir abwandte?

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