„Der hungrige Sohn: Wenn die Schwiegermutter glaubt, ich würde ihn hungern lassen und mit dem Jugendamt droht!“

*Aus meinem Tagebuch*

Manchmal denke ich, dass eine Scheidung nicht das Ende der Ehe bedeutet, sondern eine lebenslange Mitgliedschaft bei der Schwiegermutter. Sechs Jahre sind vergangen, seit Paul und ich uns trennten, doch seine Mutter hält es immer noch für ihr Recht, sich in mein Leben einzumischen, mich zu belehren und mir jeden Fehler anzulasten. Besonders, seit sie erfahren hat, dass ich wieder verheiratet bin.

Ich komme aus Dresden. Als Paul und ich uns scheiden ließen, war ich neunundzwanzig. Unser Sohn Felix war fünf. Die Wohnung gehörte mir, lange vor der Hochzeit gekauft. Die Möbel ebenfalls. Er ging mit einer Sporttasche und seinen Papieren – direkt zurück zu seiner Mutter, die immer wie ein Schatten hinter ihm stand. Doch selbst nach der Trennung hinderte ich ihn nicht daran, Felix zu sehen. Im Gegenteil: Ich wollte, dass mein Sohn seinen Vater behielt. Doch alles scheiterte an einem Hindernis – der Ex-Schwiegermutter.

Helga Schmidt war stets eine Frau mit Prinzipien. Doch diese Prinzipien galten nur für andere. Sie mochte mich von Anfang an nicht – *„zu unabhängig“*. Sie flüsterte Paul zu, ich hätte ihn *„eingefangen“*, ihn *„am Haken“*, sei *„nur aufs Geld aus“*. Obwohl alles anders war, gab ich irgendwann auf, es zu erklären. Wir trennten uns. Er zahlte Unterhalt, war aber kaum im Leben unseres Sohnes präsent.

Eines Tages rief ich Paul an und sagte, Felix brauche eine Winterjacke. Kein Markenprodukt, nur etwas Vernünftiges. Da platzte Helga dazwischen: *„Jetzt will sie auch noch Geld von ihm! Soll mein Sohn etwa obdachlos werden? Er spart auf eine Wohnung!“* Da begriff ich – ihre Liebe zu ihrem Sohn macht sie blind. Es interessierte sie nicht, dass ein Kind Essen, Kleidung und Medikamente braucht. Dass Miete, Hobbys, Arztbesuche alles an mir hingen. Und Paul? Er zuckte nur mit den Schultern. Ein schwacher Mann. Bequem.

Als sie von meinem neuen Mann erfuhr, befahl sie Paul sofort, Felix öfter zu besuchen. *„Das Kind braucht keinen Stiefvater!“*, meinte sie. Er kam nun an den Wochenenden und musterte meine Wohnung mit ungläubigem Blick – als wäre es ein Wunder, dass ich überhaupt noch auf den Beinen war.

Doch als ich ein zweites Mal heiratete, erinnerte sich Oma plötzlich an ihren Enkel. Sie verlangte nach Besuchen. Ich wehrte mich nicht. *„Nehmt Felix doch am Wochenende mit“*, sagte ich.

Paul kam früher als geplant, und ich hatte Felix noch nicht gefüttert. *„Mach ihm Frühstück, er hat noch nichts gegessen“*, bat ich.

Eine Stunde später rief Helga an. Sie brüllte so laut, dass die Nachbarn es hätten hören können: *„Du lässt ihn verhungern! Er frisst wie ein ausgehungerter Wolf!“*

*„Ich habe doch gesagt, dass es morgens noch nicht geklappt hat.“*

*„Ach was! Der Junge kennt kein ordentliches Essen! Einmal Nudeln, dann wieder Nudeln – und Kekse als Hauptmahlzeit?! Mein Sohn zahlt Unterhalt, und du lebst davon! Ich zeige dich beim Jugendamt an!“*

Ich legte einfach auf. Felix hätte selbst erzählen können, was er isst. Er ist gesund, fröhlich, treibt Sport und geht in den Kindergarten. Ich bin eine berufstätige Mutter – keine Köchin für die Schwiegermutter.

Seither fütterte ich Felix immer vor den Besuchen. Einmal stand Paul in der Tür und wartete, bis unser Sohn fertig gegessen hatte. Er sagte kein Wort, nur schaute er zu Boden.

Doch ein Ereignis blieb mir besonders im Gedächtnis. Plötzliche Bauchschmerzen brachten mich ins Krankenhaus – Verdacht auf Blinddarmentzündung. Paul wollte gerade Felix abholen. Ich bat ihn, auf unseren Sohn aufzupassen. Er nickte und versprach, sich zu kümmern.

Einige Tage später, als ich Felix nach meiner Entlassung abholte, zischte Helga mir zu: *„Lass ihn vom Arzt untersuchen! Er isst eine ganze Pfanne Frikadellen auf einmal! Vielleicht hat er Würmer?“*

Ich konnte nicht anders – ich lachte ihr direkt ins Gesicht. Denn es war einfach absurd: so viel Groll in einer Person, die ihr Enkelkind nur einmal im Monat sieht und sich trotzdem für die beste Oma hält. Und weißt du was? Seitdem hat sie nie wieder über den Unterhalt geredet. Vielleicht wurde ihr endlich klar, was es wirklich kostet, ein Kind großzuziehen.

Und ich? Ich lebe einfach weiter. Liebe meinen Sohn. Arbeite. Baue mit meinem neuen Mann eine Familie auf. Und versuche, solche Menschen nicht mehr in mein Leben zu lassen – die nur verurteilen können, aber selbst nichts geben. Nicht einmal ein bisschen Güte.

*Das Leben lehrt uns: Manche Menschen sehen nur, was sie sehen wollen. Doch wir müssen lernen, darüber zu stehen.*

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Die vergessene Stimme der Stille